Die Fähigkeit, Emotionen zu erleben und zu verstehen, ist für den Menschen von zentraler Bedeutung. Emotionsverständnis und Emotionswissen eines Kindes entwickeln sich im Dialog mit Bezugspersonen. Das Verhalten von Eltern, pädagogischen Fachkräften und anderen Kindern gibt dem Kind wichtige Rückmeldungen für die Entwicklung seiner Gefühlswelt. Schon ein Säugling nimmt in der Mimik seines Gegenübers sehr unterschiedliche Reaktionen und Emotionen wahr und lernt Schritt für Schritt zwischen so unterschiedlichen Gefühlen wie Überraschung, Freude, Glück, Ärger, Angst und Wut zu unterscheiden. Kleine Kinder sind ihren Gefühlen zunächst ausgeliefert und können sie kaum regulieren. Sie wechseln schnell zwischen herzzerreißendem Weinen und freudigem Strahlen. Ab dem dritten Lebensjahr erst nimmt ihre Fähigkeit zur Regulation von Gefühlen zu und vertraute Gegenstände können in ersten Regulationsstrategien eine wichtige Rolle spielen.
Die Entfaltung der kindlichen Wahrnehmungsfähigkeiten und das wachsende Selbstempfinden erfolgen im engen Kontakt zwischen dem Kind und seinen Bezugspersonen. Die Erfahrungen, die Kind und Bezugsperson gemeinsam machen, und der Austausch über das Erlebte ist die Keimzelle frühkindlicher
Bildung. Am „Du“ der Bezugsperson wird das Kind zum „Ich“. Je intensiver Bezugsperson und Kind in einen gegenseitigen Austausch treten und in wechselseitiger Auseinandersetzung miteinander kommunizieren, umso stärker macht das Kind die Erfahrung, dass sein Verhalten Wirkung erzielt. Von den Interaktionen mit Bezugspersonen hängt ab, wie Kinder sich selbst einschätzen. Wir tragen daher Verantwortung, dass sich ein Kind als kompetent, wichtig und einflussnehmend erleben kann und ein positives Selbstbild entwickelt.
Ziel:
Unser Ziel ist es, dass die Kinder Fähigkeiten entwickeln, in einer Gemeinschaft zu leben und sich mit ihnen auszutauschen. Dazu gehört auch der Umgang mit den eigenen Emotionen und den Emotionen anderer Menschen.
Der Ausdruck von Emotionen muss ernst genommen und respektiert
werden. Die einfühlsame und respektvolle Resonanz (Rückmeldung) von Bezugspersonen auf kindliche Gefühlsäußerungen ermöglicht es Kindern, ihre Gefühle kennenzulernen, sie zu verstehen und sie zu regulieren. Je differenzierter die Personen im Umfeld des Kindes reagieren, desto besser kann ein Kind auch Abstufungen oder Unterschiede zwischen Gefühlslagen erfahren. Beim Trösten können hier zum Beispiel so unterschiedliche Aspekte wie die durch körperlichen Schmerz oder einen Verlust entstandene Traurigkeit thematisiert werden. Wir zeigen Mitgefühl, das dem Kind wiederum als Anregung und Modell für eigenes Handeln und Denken dient. Die sprachliche Beschreibung von Gefühlen durch Bezugspersonen vermittelt dem Kind Begriffe, anhand derer es die eigene Innenwelt ordnen, verstehen und später auch erklären kann. Darauf aufbauend kann das Kind Handlungsmuster für sein inneres Erleben und für die Lösung von Problemen entwickeln. Das bewusste Erleben und Einordnen der eigenen Emotionen setzt jedoch voraus, dass das Kind ein Bewusstsein über sich selbst als eigenständig handelnde Persönlichkeit entwickelt hat und anerkannte Verhaltensregeln kennt, zu denen es das eigene Handeln in Beziehung setzen kann. Die Erfahrung von Mitgefühl und Verständnis ist damit eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Empathie (Mitgefühl) und einem sozial angemessenen Verhalten.
Mit wachsenden emotionalen und sozialen Fähigkeiten der Kinder entwickelt sich ihr Spiel zu immer neuen Formen. Die Jüngsten verfolgen ihre Themen überwiegend im Allein- oder Parallelspiel und suchen den gegenseitigen Blickkontakt. Mit zunehmendem Alter finden erste Kooperationsspiele statt, die sich dann zu Spielformen mit verteilten Rollen entwickeln.
Emotionale Entwicklung und soziales Lernen sind wichtige Schlüsselkompetenzen, die sich im kindlichen Spiel entfalten. Wenn ein Kind beim Wiederholen, Explorieren und Variieren seiner Handlungen Bezugspersonen einbeziehen kann, so fördert dies den Erwerb sozialer Kompetenzen. Es lernt beispielsweise, ein Spielzeug von einem anderen Kind zu erhalten, ohne es ihm „gewaltsam“ wegzunehmen.
Wir durchdenken die Notwendigkeit der von uns gesetzten Grenzen gut und überlegen, ob und wann die Pläne der Kinder verhindert werden müssen. Machtkämpfe mit Gewinnern und Verlierern vermeiden wir dabei. Kommt es zum Gefühlsausbruch, so halten wir Ärger, Zorn und Hilflosigkeit des Kindes aus, bis sich das Kind beruhigt hat. Wir lassen das Kind aber nicht allein, sondern verbalisieren den Kummer des Kindes verständnisvoll und zeigen Handlungsalternativen zu der ursprünglich verfolgten Absicht auf. Autonomiebestrebungen sind ein normaler und notwendiger Ausdruck der Ich-Entwicklung.
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